Aus rechter Verteidiger mach echter Mittelfeldspieler.
Werder ist weiterhin auf der Suche nach der schnellen Sechs. Das liegt auch daran, dass Jean-Manuel Mbom seine erste Saison als Teilzeitkraft im Außendienst verbringen könnte. Und das ist auch gut so.
Jean-Manuel Mbom im Werder-Trikot. |
Er ist einer der beiden Leih-Rückkehrer, die sich wirklich entwickelt haben. Sicher, nicht wie Romano Schmid, dessen Lehrjahr in Wolfsberg, nicht zuletzt wegen seinem Redondo-Moment, ihn direkt in Wurfweite der ersten Mannschaft katapultiert hat. Mboms Leistungssprung in Uerdingen war, naturgemäß, kleiner. Dennoch hat er mit gerade mal 20 Jahren schon viel erlebt.
Denn die Saison beim ehemaligen Bayer-Verein hatte es in sich. Das mit großen Namen gespickte Team entäuschte, auf und neben dem Platz konnten die Berühmtheiten nicht halten, was sie versprachen. Maroh, Kirchhoff, Lukimya, Großkreuz konnten nicht verhindern, dass die Uerdinger mit satten -14 Toren aus der Saison gingen. Heiko Vogel, der bei Basel schon mal Manchester United aus der Champions League geworfen hat, schaffte es ebensowenig, den Ambitionen des Vereins gerecht zu werden wie Stefan Effenberg als Funktionär.
Und so mäanderte Mbom denn auch, zwischen Bank und Platz, zwischen Platz hinter der Spitze und Mittelfeld, zwischen Mittelfeld und Abstiegsrängen. Erlebte in einer Saison viel und leistete seinen Beitrag: Viel gespielt, einmal getroffen. Aber so wirklich gut ist das alles nicht, wenn man mit der Mannschaft so weit hinter den Erwartungen zurückbleibt. Warum also sollte Mbom in Bremen mehr sein als Mitspieler der Reserve?
Wegen Kader und so ...
Mbom kommt in Florian Kohfeldts System für vier Positionen ernsthaft in Frage. Sicher, er könnte auch Stürmer spielen. Aber beschränkt man sich auf die Aufgaben, die er schon einmal mit Erfolg bewältigt hat, bleiben noch drei plus eine Möglichkeiten. Nummer eins: Osakos 10.
Die Osako-Zehn war mal als Kruse-Zehn recht erfolgreich. Kruse löste damit an jedem Wochenende hitzige Scheindebatten aus zwischen der kicker-Redaktion, die Bremens Zehn als Mittelstürmer sahen und den Fans, für die auf dem Platz aus dem Mittelstürmer eine Zehn war. Faktisch also die neue Art von Falscher Neun, die auch Liverpool spielen lässt.
Nun ist Osako nicht Kruse und Mbom nocht nicht einmal Osako. Zumindest noch nicht. Also braucht es einen anderen Platz. Zum Beispiel auf der zweiten fluiden Nummer, der Sechs. Kevin Vogt spielte in der zweiten Saisonhälfte 19/20 von dort aus eine Art Libero invorneben der Abwehr. Mbom fehlt es dazu noch an Körperlichkeit und taktischem Geschick. Mit ersterem hat Vogt dem in diesem Punkt zu schwachaufderbrusten Werder-Kader zum Klassenerhalt verholfen. Letzteres reichte Nuri Sahin gegen schwächere Gegner, die Rolle auch auszufüllen.
Nummer drei, die Acht. Oder Sechs. Je nachdem. Werder wird wohl mit zwei zentralen Mittelfeldspielern zwischen beiden Strafräumen agieren. So, wie in der vergangenen Saison, mit Eggestein und Klaasen. Und die beiden sind für diese beiden Planstellen denn auch die ersten Wahlen. Dahinter sortieren sich Schmid, Möhwald und inzwischen auch Woltemade und Gruev ein. Mbom wäre also nur die fünfte Wahl, zu wenig für ein Spieler seines Alters. Also schauen wir, was noch so geht ...
Raus mit ihm
Rechter Verteidiger. Naja, Rechtsaußen halt. Schienenspieler heißen die heute, Spieler, die an der Außenbahn alle Aufgaben zu erledigen haben. In der Verteidigung verteidigen, im Angriff angreifen. Mal flanken, mal selbst abschließen, und im Mittelfeld als Anspielstation zur Verfügung stehen. In der Vorbereitung hat Mbom hier schon einige Mal gespielt. Also eine Aufgabe für immer?
Na, nicht umschulen ...
Na, aber zum Lernen gut. Gerade ganz hinten sind die Aufgaben der Außenspieler ähnlich der einer Sechs. Er hat viel Verantwortung, da der Raum hinter ihm von am besten beschäftigungsarmen Innenverteidigern gedeckt wird, die das am besten auch nur im Notfall machen. Wie eine Sechs wandelt er sich in den Umschalt-Momenten direkt vom defensiv- zum offensiv-Spieler. Während Stürmer, offensive Mittelfeldleute und Verteidiger ihrer defensiven oder offensiven Grundaufgabenstellung im Spielverlauf recht treu bleiben, sind Schienenspieler über die ganzen 90 Minuten gefordert. Das ist ähnlich auf der Sechs. Und vielleicht ein Grund, warum so viele Sechser gute Außenspieler waren, am Anfang ihrer Karriere.
Denn wer erinnert sich nich: Lahm pendelte in seiner späten Karriere zwischen beiden Positionen, Schweinsteiger war linker Verteidiger, bevor er über Außen nach Innen gezogen wurde.
Also, Mbom nach rechts macht Sinn. Aktuell und perspektivisch. Für den Spieler und die Mannschaft. Und, es könnte richtig gut funktionieren.